Liebe Fashion- & Promimagazine,
ich bin verwirrt. Ich dachte, ihr hättet das verstanden, dass ich als Frau einfach gestrickt bin. Bisschen Mode, bisschen Beauty, bisschen Klatsch & Tratsch. Aber in letzter Zeit wird es immer schwieriger.
Mit der Orangenhaut zum Beispiel.
Erstmal ist ALARM! Aber dann ist es ganz SYMPATHISCH.
Ihr habt es mir auch nicht besonders schwer gemacht: nur eine Bildstrecke mit wenig Text. Das ist schon mal gut. Viel lesen muss nicht sein & irgendjemand Kluges sagte doch mal: Wenn man etwas nicht kurz erklären kann, hat man es auch nicht richtig verstanden.
Dann geht es also los mit dem Durchklicken. Stars, die bei 40 Grad kurze Hosen tragen. machen das nicht wegen dem Wetter sondern als Statement, dass auch sie nicht perfekt sind. Super! Cellulite ist nicht nur sympathisch sondern MUTIG.
Also, keine Sorgen, so (SCHÖN) MENSCHLICH ist das Ganze. (Ist klar, zu „schön“ ohne Klammer konntet ihr euch nicht ganz durchringen.)
Das finde ich gut, kann ich also zu meinem Körper stehen, jeder hat Schwachstellen. Und Orangenhaut ist maximal ein BEAUTY-MAKEL. Aber – wie ich schon gelernt habe, ein sympathisch-mutiger Makel.
Das gilt aber scheinbar nicht für alle.
Hier sind mir die Kriterien nicht ganz klar: Wer darf? Und wer nicht? Würfelt ihr das aus? Es ist wirklich wichtig, weil ich wissen muss, ob ich nun Shorts tragen darf und dann mutig & sympathisch bin.
Ich möchte nämlich auf gar keinen Fall anderen Schmerzen zufügen!
Eines habe ich schon verstanden: Dicke dürfen in keinem Fall ihre Dellen zeigen. Da hilft auch Selbstbewusstsein nichts.
Aber der Rest verwirrt mich wirklich sehr. Vielleicht könnt ihr es mir einfacher machen, indem ihr nicht alles in eine EINZIGE Bildstrecke packt. Oder euch mal entscheidet.
In jedem Fall – klare Anweisungen bitte!
Lieben Dank für die Blumen! Na klar, mit dem Voyeurismus kriegen sie uns und der Vergleicheritis. Darauf weist man auch gern von klein auf hin, was hübsch aussieht & wie hübsch andere aussehen. Rutscht mir auch oft fast unbewusst bei meiner Tochter raus.
Besten Dank für diesen wunderbar ironischen Artikel. Ich konnte nicht umhin und habe mir die Fotostrecke auch noch angeschaut. Da wurde mir wieder mal klar, auf welch absurde Art und Weise die Medien Normen festsetzen und definieren, was ein Makel ist und was nicht, wer dazu stehen darf und wer nicht, welche Kleidung bei welchem Körperbau erlaubt ist und welche nicht. Indem man es als „mutig“ oder „menschlich“ bezeichnet, wenn jemand seinen vermeintlichen Makel andere sehen lässt, hebt man noch nicht die Festlegung auf, was ein Makel zu sein hat.
Dass diese optischen Normierungen in der Hauptsache Frauen treffen, ist wirklich zum Kotzen. Immer noch sagt man uns, wie wir auszusehen haben und was an uns akzeptabel ist und was nicht.
Das (schön beobachtete) Hü und Hott in den Bildbeschreibungen zur Fotostrecke zeigt denn auch sehr konsequent: „Einige kleine Schwächen darfst Du haben, aber wir bestimmen, welche, und ob die Menschen sie sehen wollen!“ Schon allein, dass der Frauenkörper so selbstverständlich als Gegenstand zahlloser Optimierungsversuche betrachtet wird, ist einfach nur widerlich. Wir sind, wie wir sind. Dass wir ständig meinen, anders sein zu müssen, ist keine Idee, die einfach so vom Himmel fällt.
Also ist so eine Fotostrecke auch dazu gut, die Voyeurin in der Leserin zu wecken, mit dem Effekt, dass man sich trösten kann, doch nicht so dellig, fett und verquollen auszusehen wie irgendeine andere, oder damit, dass auch Promis nicht frei von Cellulite sind – je nachdem, auf welcher Seite der Makelskala man sich befindet. Sich derart selbst einzustufen bedeutet natürlich nicht, dass man frei von diesen perversen Maßstäben wäre. Im Gegenteil.
Tolles Blog übrigens. Entdeckt über die Featurette. Ich werde immer mal wieder reinschauen.