Film & Fernsehen, Kinder & Küche
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Wie mein Herz verbutterte & mein Horrorfilmkonsum dahinschmolz

Nun ist es gerade ziemlich modern, verlauten zu lassen, dass Kinder unglaublich anstrengend & nervig sind, man sie aber trotzdem bekommen sollte. Da mache ich mal mit. Leute, kriegt Kinder. Sie bringen einen um Einiges. Ihr kennt das, so Dinge wie Karriere (die man vielleicht gar nicht haben wollte & sonst auch nicht auf dem Silbertablett serviert bekommt), langweilige Abende in langweiligen Clubs inklusive dem Versumpfen auf Sofas am Sonntagmorgen danach (alles gesagt) & natürlich Schlaf (Ok, hier wird’s tricky. Das IST die miese Seite.).

Mein Kind hat mir aber etwas genommen, dem ich wirklich hinter her trauere. Es hat mich aufgeweicht & mein Herz verbuttert.

Denn, ich kann keine Horrorfilme mehr sehen.

Vor dem Kind nahm ich Urlaub zum Fantasy Filmfest. Weil ich fünf Filme am Tag sehen musste. Ok, danach fährt man mit einem anderen Gefühl durch den nächtlichen Tiergarten.

Ich hatte Bloody Disgusting als Startseite & erwartete die Filmstarts wie andere heute Shades of Grey. Bei Vintage dachte ich daran, dass es mir peinlich ist, die Originalversion von The Hills Have Eyes immer noch nicht gesehen zu haben.

Ich habe alles geguckt. Die parodistisch-lustigen (Tucker & Dale vs. Evil, Lesbian Vampire Killers), die Teeniesplatter (All the Boys Love Mandy Lane, Cold Prey), die Zombieapokalypsen in lustig (Doghouse) & in ernst (Rammbock – spielt übrigens in Berlin)…

Die mit cineastischem Anspruch (Julia’s Eyes) & die vollkommen ohne (The Hatchet & der koreanischer Splatter, dessen nichtexistente Handlung darin bestand, dass sich an einem Abend ohne erkennbaren Grund nacheinander 6 Gruppen von insgesamt 34 Menschen in das Haus des Killers verirrten).

Mir hat die Hostel-Triologie nur ein Zucken entlockt & I Spit on Your Grave war für mich Unterhaltung. Ich weiß, ich weiß, nur der zweite Revenge-Teil des Films natürlich.

Waldhütten, einsame Häuser, Vampire…ich kenne sie alle.

Wer jemals von einem psychopathischen Killer verfolgt wird, hätte mit mir gute Chancen. Ich weiß, dass man keinen Sex haben sollte, wenn man durchkommen will, dass Handys nie funktionieren & man nicht in das Auto steigen muss, weil es NIE startet. Kurz- & dunkelhaarige Mädchen haben die besten Chancen. Hey, ich BIN eure Lebensversicherung. Bucht mich unter der angegebenen Mailadresse.

Ich habe auch durchaus Dinge mit Kindern gesehen.

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Hello, gorgeous!

Kinder sind in Horrorfilmen ja so gern genommen wie Häuser mit Vorgeschichte.

Ach, was sage ich? Kinder & alles, was mit ihnen zusammenhängt, sind in Horrorfilmen überall! Wieso zieht die Familie in das Haus? Ehe & Familie muss gekittet werden oder das Kind ist todkrank & kann nur in der Einsamkeit der neuen Stadt die notwendige Behandlung erfahren.

Außerdem…zeigt mir den Killer, der nicht durch seine Eltern oder hänselnde Mitschüler verkorkst wurde.

Nicht zuletzt sind Kinder selbst böse. Man kriegt sie in allen möglichen Stadien von evil. Böser Fötus & Baby (Du wirst Stillen mit anderen Augen sehen, nachdem Grace, das vampirische Baby, an den Brustwarzen ihrer Mutter hing.), böses Kleinkind (Gage aus Friedhof der Kuscheltiere wegen der Bestatter-Inkompetenz seines Vaters), böses Schulkind (der kleine Michael Myers, süß) oder böser Jugendlicher (gern in Gruppen: Eden Lake).

Pro-Tipp: Wenn du gelockte Zwillingsmädchen mit Schleifen im Haar siehst, lauf! Egal, in welchem Alter.

Die Kinderumwelt ist auch böse (siehe marodierende Clowns, Teddybären & Puppen). Puppen! Meine Abneigung gegen das Spiel mit Puppen hat wahrscheinlich weniger mit meiner feministischen Grundhaltung zu tun als mit Dead Silence & Chucky.

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Kinderzimmer, später.

Ich weiß auch, dass kleine Kinder imaginäre Freunde haben & mit Personen reden, die nicht anwesend sind. Aber bei mir hat das eine ganz andere Dimension, wenn auf Lucy hingewiesen wird, die hinter dem Vorhang steht. Genauer betrachtet, könnte der gemeine Horrorfilm & seine massenmediale Wiederbelebung mit Scream in den 90ern auch etwas mit dem Geburtenrückgang zu tun haben. Hat das schonmal jemand untersucht?

Jetzt zu sagen, ich kann keine Horrorfilme mehr sehen, weil ich mich sonst vor meinem Kind & seinen Teddybären grusele, greift aber zu kurz.

Aber irgendwas mit dem Muttersein muss es zu tun haben.

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Mommy loves doing laundry.

Ich kann auch trotz jahrelangem Intensivkonsum noch ziemlich unbefangen Wachsfigurenkabinette betreten. Der Kinder-Grusel hat ja mindestens zwei Schichten. Gruselige Kinder aber eben auch die Besorgnis um die Kinder. Und hier greift mein besorgtes, biologisch-genetisch-nicht-existentes sondern nur gesellschaftlich-mir-aufkonstruiertes Mutterherz.

Ich habe es wirklich versucht. Gerade am Freitag, dem 13. Während andere in diesem Jahr überlegten, wie sie den 14. Februar gestalten, habe ich einen letzten Horrorfilm-Selbstversuch gestartet. Mit meinen über die Jahre lieb gewonnenen Wegbegleitern.

Aber wo ich auch hinschaue, überall sind Familien, schwangere Frauen & Kinder. Weil der Grusel natürlich in den vermeintlich heilen Keimzellen am Besten trifft.

Ich habe da leider das Abstraktionsvermögen verloren. Es betrifft mich jetzt irgendwie auch. Ich ziehe da Parallelen. Ich sehe mich & mein Kind in den Idioten Protagonisten, die immer die Treppen nach oben laufen, wenn der Mann mit der Kreissäge hinter ihnen her ist.

Und ganz ehrlich. Wenn man einmal angefangen hat, die Dinge auf sich zu beziehen, dann ist es egal, ob Kinder mitspielen oder nicht. Ist der Punkt einmal überschritten, macht es auch keinen Spaß mehr, wenn Erwachsene gehäutet werden.

Foto: flickr – wolfgangfoto CC by 2.0

24 Kommentare

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  5. Vielen Dank für den Link zu diesem Beitrag :) Ich hoffe, er wird mir ein wenig durch meinen Horrorctober helfen, indem ich mir jetzt einfach nochmal sämtliche Horror-Klischees vor Augen führen konnte und das alles gaaaanz entspannt nehmen konnte.

    Dass du keine Horrorfilme mehr sehen kannst, finde ich irgendwie interessant. Ich hab vor einer Weile einen ähnlichen Beitrag von einem jungen Vater gelesen, der aus ähnlichen Gründen nicht mehr „The Walking Dead“ gucken kann, leider weiß ich nicht mehr auf welchem Blog das war!?

  6. nebo sagt

    Ja, hier, noch jemand. Mit den Horrorfilmen geht es mir jetzt so, wie es mir schon immer mit dem Rauchen ging – schrecklich Lust drauf, aber dann Husten/Fürchten. Splatter ist nicht das Problem, aber die Angst! Trotzdem warte ich immer noch, dass vielleicht eines Tages wieder ein richtig guter, nicht zu platter Film herauskommt und nehme gern Empfehlungen entgegen, um mir nach Herzenslust Augen und Ohren zuhalten zu können. Hängt das vielleicht damit zusammen, dass man sich im Zusammenleben mit Kindern (ja, hier ist’s die Über- und Mehrzahl) wenigstens ab und zu in’s kindliche Gemüt hinein versetzen muss und das seine Spuren hinterlässt?

    P.S. danke für diese ganze Seite

    • Ich bin auch immer mal wieder auf der Suche, aber erstaunlich viele Filme des Genre sind einfach grottenschlecht. Interessante Idee mit dem Hineinversetzten & wahrscheinlich sehr richtig.
      PS: Danke für das Lob.

  7. Susanne sagt

    „Die Blog“ (f.), schön und gut, aber danach „im (in dem) Blog stöbern“ mit der maskulinen bzw. neutralen Form? Auch Feministinnen sollten Grammatik können: „In der Blog stöbern“.

    • Jaja, entgegen der landläufigen Meinung sind Frauen doch nicht die besseren Menschen & auch Feministinnen nicht vollkommen.

  8. Rowena sagt

    Und ich dachte schon ich hätte einen Sprung in der Schüssel weil es mir so geht. Danke für den tollen Text, habe lachen müssen und fühle mich gleich viel besser, mit dem Problem nicht alleine zu sein.

  9. Mir geht’s genauso. Ich schaue nicht mal mehr Harry Potter wenn ich allein bin. Zu gruselig. Dabei habe ich mir bis zur Schwangerschaft die Horrorfilme sogar liebend gern im Kino angesehen. Das vermisse ich schon etwas :)

    • Lord Voldemort ist aber auch echt gruselig, gerade in den letzten Teilen. Ich bin früher auch so gern ins Kino. Aber jetzt ist oft die Couch interessanter & durch die Onlinevideotheken muss man ja nicht mal mehr raus, um die neuen DVDs zu bekommen…

  10. Melanie sagt

    Oh mann,und ich dachte ernsthaft,ich wäre die Einzige die sich nach zwei Geburten bei den lächerlichsten Horrorfilmen ins Hemd macht…vorbei die Zeiten in denen mein Mann und ich uns durch alle möglichen Schocker geschaut haben.Aber gut zu wissen,dass ich kein Einzelfall bin!
    Jetzt hoffe ich nur dass meine Töchter niemals mit ner Bauchrednerpuppe nach Hause kommen…dann zieh ich aus!

    • Wie schön, dass ich jetzt – dank euch – auch weiß, dass ich auch nicht die Einzige bin. Bei mir setzt der Grusel auch bei so alten Flohmarktpuppen mit wilden Haaren ein.

  11. In vielen deiner Aussagen konnte ich mich auch wieder finden, wenn du ich (bin) war genau so eine Horrorfilm-Süchtige wie du. Ab und zu haben uns mein Mann um zwei Uhr früh den Wecker gestellt um sich aufgenommene Horrorfilme in Ruhe anschauen zu können. Dabei fühlten wir uns wie zwei Kinder, die gerade einen Streich aushecken oder so. Nur leider war das Vergnügen nicht so wie in der kinderlosen Zeit, da wir ständig Angst hatten, „erwischt“ zu werden. Und wie sollte man dann dem Kind erklären, warum der Mann mit der Axt der blutenden Frau hinterher läuft? Außerdem hatte ich auch dasselbe Gefühl wie du: Man ist einfach nicht mehr so unbefangen beim Filme gucken, da kann man machen was man will. Vielleicht wirds ja wieder besser, wenn die Kinder älter sind…

    • Bestimmt, die wollen bestimmt viel zu früh mitgucken & dann musst du erzieherisch so tun, als kannst du die Faszination so gar nicht verstehen…

  12. …ich mußte mehrfach herzhaft lachen (im Bus nicht so gern gesehen :) ) vor allem bei „(Idioten) Protagonisten, die immer die Treppen nach oben laufen, wenn der Mann mit der Kreissäge hinter ihnen her ist.“. Sehr schön geschrieben, danke :)

    Liebe Grüße vom Zwerg

    • Dankeschön! Das sind meine liebsten LeserInnenkommentare, wenn ich merke, dass ich nicht nur dachte, dass etwas witzig sein könnte sondern tatsächlich Lachen ausgelöst hat (und dann noch im Bus :-).

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