Gastbeitrag: Lügen, die ich mir erzählt habe
Der heutige Gastbeitrag erreichte mich mit folgendem Mailtext: „Ich hätte es nicht geglaubt, aber es ist mir passiert. Ich bin gut ausgebildet, klug und informiert und trotzdem habe ich Gewalt lange nicht erkannt. Ich habe es mir nicht eingestanden, meinen eigenen Gefühlen nicht vertraut. Ich beschrieb es als nicht richtig gewollt oder anders gemeint und manchmal sogar als nur unangenehm“. Hier ist der Text. Ich war zwei Jahre in einer Gewaltbeziehung. Es gab Gewalt mit Worten, mit Blicken. Es gab nie Gewalt mit Taten. Ich machte mich selbst fertig, ich weinte viel, ich verlor mein Selbstvertrauen, ich verlor das Gefühl für meinen eigenen Wert. Warum ich nicht gegangen bin? Weil man oft erst bemerkt, wie schlimm es ist, wenn man wirklich am Ende angekommen ist. Und wegen der Lügen, die ich mir erzählt habe. Liebe bedeutet auch Drama. „Das Schönste ist doch die Versöhnung.“ und „Wahre Liebe muss auch ein bisschen kompliziert sein.“ So dachte ich mit Mitte 20. Ich dachte sogar, dass die anderen Paare etwas verpassen. Dass ihre Beziehung nicht so tief sein kann …