Was gibt es Schöneres als die perfekte Duschtemperatur? Egal ob morgens oder abends, wenn ich es schaffe, den perfekten Punkt zwischen Hitze und Dampf zu finden, um mich hineinzustellen, bis ich langsam beinahe weggdöse, überflutet nicht nur makelloses Wasser (hihi) meinen Körper, sondern auch kleines Alltagsglück.
Lange Zeit war ich eher der Wannentyp. Ich liebte Schaumbäder und konnte mich stundenlang hineinlegen, bis meine Finger ganz nach innen geschrumpelt waren. Heute werde ich in der Wanne schnell unruhig. Vielleicht weil mir mehr To-do-Listen im Kopf herumgehen als früher und ich die Ruhe nicht mehr finde. Vielleicht weil mir ein Satz nicht mehr aus dem Kopf geht, den ich vor ein paar Jahren irgendwo las (Beim Baden liegt man ja irgendwie auch nur im eigenen aufgelösten Dreck.) Vielleicht, weil meine Suche nach der perfekten Duschtemperatur immer öfter von Erfolg gekrönt ist.
Die liegt übrigens immer kurz vorm Siedepunkt. Menschen mit Kalte-Dusche-Fetisch, die mir immer mal begegnen, lächele ich nur müde an, obwohl ich auch mit warmen Wasser natürlich mindestens genauso fit bin wie sie es mit kaltem gern wären. Die Vorteile, die sie mir manchmal erklären, sind zahlreich. Kalte Duschen machen nicht nur wach, sie helfen auch dem Immunsystem, verzögern das Altern und – Killerargument – schützen das Klima. Nach einer kalten Dusche darf man sich also auf das warme Gefühl im Bauch freuen, dass Richtige getan zu haben. Was schonmal gut ist, weil einem sonst ja arschkalt sein dürfte.
Es ist auch nicht so, als hätte ich die Sache mit den kalten Duschen nicht schon einmal probiert. Und ja, man ist natürlich wach danach, schon allein angesichts des Schocks (ähnlich wie nach einem Feueralarm mitten in der Nacht). Trotzdem dusche ich weiter heiß und freue mich jedes Mal, wenn ich die perfekte Temperatur finde. Mit kalten Duschen verhält es sich nämlich wie mit vielen Dingen, die wir tun, um uns selbst zu überwinden. Ich neige dazu, solche Dinge, also die, die weh- aber langfristig guttun sollen, eher auszuprobieren, wenn meine Welt gerade tobt. Als könnte ich mit ein bisschen Selbstkasteiung die Kontrolle wiederherstellen. Dabei kämpft man am Ende ja immer nur gegen eine einzige Person, wenn man den Knopf an der Dusche nach links dreht: sich selbst. Im Grunde genommen würde ich also damit nur eine Menge inneren Konflikt befeuern. Ich gegen mich. Und den kann ich ja nun wirklich nicht gebrauchen, wenn bereits draußen der Wahnsinn umgeht.
Im November schreibe ich über kleine schöne Dinge, weil ich finde, dass unser Alltag gute PR brauchen kann. Mehr dazu hier. Es ging bereits um:
Bild: flickr – anyjazz65 – CC by 2.0
Wie überaus telepathisch! Just gestern stand ich unter der Dusche, deren Temperatur so sein muss, dass der Mann mich noch immer fragt, ob ich beabsichtige, mich zu kochen, und dachte, dass ich doch einfach nur Stunden unter diesem wunderbar wohligen Nass stehen könnte. Eine Wanne haben wir gar nicht und die wenigen Male, in denen ich mich in eine solche stürzen kann (Hallo Hotels), verbringe ich nur noch wenige Minuten darin, weil ich es nicht mehr lange aushalte…
Das verstehe ich sehr gut! Das finde ich grad so schön an den Texten, dass sich ganz oft jemand findet, der die gleiche Freude teilt. Alles Liebe!