Ok, ich gebe es zu, ich habe von vornherein nicht viel von der neuen GLAMOUR erwartet. Ich kenne das ja. Seiten voller
- Modebloggerinnen Outfitchecks. Am Pariser Streetstyle lässt sich diesen Monat ablesen: Bustiers und sportliche Bras (dt. Büstenhalter) können für ein bisschen BONDAGE-OPTIK auch über dem T-Shirt getragen werden. (Anmerkung hierzu von WIKIPEDIA: Der aus dem Englischen stammende Begriff Bondage [ˈbɒndɪdʒ] bedeutet unter anderem Unfreiheit oder Knechtschaft und bezeichnet innerhalb der BDSM-Szene Praktiken zur Fesselung oder Einschränkung der Bewegungsfreiheit.) Spitzen-Bras hingegen lieber darunter. (Das sind die Tipps für Leben, die einem nicht mal die eigene Mutter geben kann.)
- Beauty and Hair (@Estée Lauder: Mit dem Envy Sculpting Lipstick kann ich den Neid der anderen also gleich mit kaufen, oder wie?)
- Do’s and Don‘ts für alle Lebenslagen
- und Aktivismus in Gestalt von GUERILLIA YOGA. Einer von drei Outdoor Fitness Trends neben Tough Mudder (im Kern Schlammketschen in Sportklamotten) und dem Original Bootcamp (Bezahlen müssen fürs Anschreien lassen. Das ist denke ich für alle, die auch die Bondage BH-Variante tragen.)
GLAMOURs Cover aber versprach mir die Love your Body – Ausgabe. Das Victoria Secret Model daneben ignorierend, beschloss ich also zu kaufen. Schließlich hatte Sixpackamazone Doutzen Kroes nicht nur zu tief in die Spraytandose geschaut und sich für das Titelbild zur Verfügung gestellt sondern auch noch als Gast-Redakteurin mitgearbeitet. Was ihre Unterschrift neben dem Bild bewies. Und für die Verbreitung von positivem Körpergefühl bin ich immer zu haben.Die gute Nachrichten beginnen bereits neben dem hübschen Foto von einem Brokkoli-Zwiebel-Bohnen Frauchen mit pittoresk um die Hüften geschwungenem Maßband (Ich nehme an, Doutzen Kroes war für zwei Fotostrecken zu teuer.). Hier befiehlt, äh rät mir die Zeitschrift meines Vertrauens: ISS EINFACH SO.
Langsam dämmert mir, das ist wie beim Bootcamp. Ich habe hier für meine ganz eigene, frischgepresste Portion Unsicherheit bezahlt. Also nur folgerichtig, dass die Eingangsfrage lautet: „Wie dick darf ich sein?“. Denn dass ich dick bin, ist schonmal klar. Apropo frischgespresst. GLAMOUR, immer um meine Gesundheit besorgt, weist darauf hin, dass es nicht reicht Saft zu trinken statt Obst zu essen (Falls ich fette Schnecke dachte ich könnte über Ostern eine Obstorgienschlemmerei veranstalten). Achtung Spoiler: Smoothies sollten es schon sein. Ob Nulldiät an zwei Tagen gesund ist, brauchen wir auch nicht zu diskutieren. Das Ganze heißt nämlich intermittierendes Fasten (so wie es nicht Mitarbeiter entlassen sondern freisetzen heißt) und wirkt sich positiv auf mein Cholesterin aus.
Und dann ist noch ganz klar, dass Diät schneller zum Ziel führt als Sport. Denn der Effekt von Sport auf den Gewichtsverlust wird überschätzt.
Das ist wie mit meinen Erwartungen an die Love your Body – Ausgabe. Aber Achtung, liebe gebeutelten – ach was sag ich ausgebeulten, unförmigen Frauen da draußen! Punkt 5 lässt aufhorchen: Wer 10x am Tag an seine Figur denkt, zeigt bereits Anzeichen einer Essstörung. Na toll, der Artikel besteht genau aus 10 (!) Punkten…
PS: Fairerweise muss ich hinzufügen: Vielleicht habe ich auch einfach die redaktionelle Aufteilung in der GLAMOUR nicht verstanden. Eine gesunde Einstellung zum eigenen Körper gehört anscheinend nicht in die Rubrik BODY sondern GENUSS, wo auf Seite 246 Drew Barrymore verkünden darf: „Ich bin vom Essen besessen.“ Na dann ist ja wieder gut.
wobei das ja bei mir auch gestimmt hat – nur ein paar Bissen am Tag gegessen, null Sport, aber 5 kg innerhalb weniger Tage abgenommen
davor 18 Jahre laufend im Wienerwald unterwegs, nie dünner geworden
aber dass Sport pauschal gesagt Muskelmasse produziert, ist schlicht und ergreifend falsch, das tut nur Kraftsport (oder sind alle Marathonis Muskelberge? die trainieren 8 bis 10 Stunden pro Tag)
Gibt’s ein ganzes Kapitel in meinem Buch dazu, zu den Sportmythen.
Danke für deinen lieben und ausführlichen Kommentar auf unserer Homepage. Habe mich schon ein wenig auf deiner Homepage umgesehen und sehe, dass du wirklich ganz ähnliche Themen behandelst, wie wir es tun. Da hat man als Teenie jahrelang diese grauenhaften „Frauenzeitschriften“ gelesen und sich danach schlecht gefühlt – heute können wir immerhin etwas mit unseren Blogs zur Aufklärung beitragen. Da wird noch einiges an Arbeit notwendig sein, bis die Mainstreammaschinerie der Frauenzeitschriften, die nur allzu offensichtlich mit diversen Geldgebern und PR-Agenturen verflochten sind (denn allen Ernstes: Das was die RedakteurInnen da monatlich fabrizieren, glauben sie doch hoffentlich selbst nicht?) entlarvt wird.
Liebe Grüße
Euer Blog ist echt toll. Und ich habe ihn auch erst durch die Featurette gefunden. Also, weitermachen und vernetzen .-)