Podcasts sind großartig. Ich habe sie entdeckt, als ich dem ersten Kind stundenlang zum Einschlafen die Hand hielt und musste ein zweites bekommen, um mein abendliches Hören weiter zu rechtfertigen. Nachdem das erste Kind irgendwann wie aus dem Nichts beschloss, dass es groß sei und mich nicht mehr brauche. (Nicht erst seit diesem Erlebnis weiß ich, dass Erziehung eine Illusion von nervigen perfekten Babykindkurs-Müttern ist. Kinder machen alles irgendwann, nur nicht in meinem Tempo.)
Der Plan mit dem zweiten Kind ging übrigens nur bedingt auf, denn es schlief von Anfang an unglaublich gut. Freundlicherweise hat es sich aber das Zahnen bis jetzt aufgehoben, so dass es nachts ganz viel wach ist, allerdings relativ friedlich. Es lässt sich gemächlich Dauerstillen und greift ständig nach dem Kopfhörer in meinem Ohr, was drei Dinge zur Folge hat.
- Mein Osteopath verdient wieder ordentlich an mir, denn ich vollführe jede Nacht eine lustige Verrenkung, die das Liegendstillen erlaubt, aber dem Baby den Blick auf meinen Kopfhörer verwehrt.
- Da das Kind den entgangenen Nachtschlaf tagsüber aufholen muss, hat es wieder die Dauerposition in der Trage eingenommen, so dass ich nicht nur nachts Podcasts hören kann, sondern auch tagsüber. Während ich in der Wohnung für die Olympiameisterschaften im Gehen trainiere.
- Der Schlafmangel, mein alter, lieb gewonnener und überhaupt nicht vermisster Freund, ist wieder da (Erwähnte ich, dass ich nachts ewig wach bin, wenn ich einmal wach bin?). Aber während ich beim ersten Kind mit Gedächtnislücken zu kämpfen hatte und beim Reden ständig abschweifte, geht es dieses Mal. Was wollte ich nochmal schreiben?
Ach ja, Podcasts. Meine bereits ordentlich lange Liste reichte nicht mehr aus. Auf Twitter habe ich schon immer mal Podcasts empfohlen, deshalb hier kurz der Hinweis auf zwei alte Lieblinge: Lila-Podcast (Feminismus in schön) und Reptile Podcast (zwei Freundinnen reden, so toll).
Und hier die Neuentdeckungen:
Millenial – Dieses Gefühl, dass das Leben nach der Uni endlich los geht und die Welt trotzdem nicht auf dich gewartet hat (und besonders nicht darauf, dass du deine Träume verwirklichst). Hier begleitet man Megan Tan durch ihre 20er. Die 1. Staffel fand ich super, weil man mit Megan wirklich in Illusion der Echtzeit bei Allem dabei ist (Wiedereinzug bei den Eltern, Bewerbungsgespräche …). Staffel 2 finde ich nicht mehr so spannend, weil sich die Geschichte zunehmend von ihr entfernt. Empfohlen hatte ihn mir die Groschenphilosophin. Danke dafür!
Feuer und Brot – Alice und Maxi, wieder zwei beste Freundinnen aus Kindertagen reden sich einmal quer durch aktuelle Themen und die Popkultur – immer mit feministischen Untertönen, gut recherchiert und sehr angenehm anzuhören. Was auch daran liegen mag, dass eine von Beiden auch als Synchronsprecherin arbeitet.
Die absolute Riesenempfehlung ist The Black Tapes Podcast. Vielleicht liegt es daran, dass eigentlich #Horrorctober ist und ich dieses Jahr nicht mitmache (letztes Jahr schon) oder daran, dass ich immer dachte „Hörspiel-Podcasts“ sind nichts für mich und nun eines Besseren belehrt wurde. Es ist auf jeden Fall einfach nur großartig, wie Alex Reagan, Reporterin bei Pacific North West Stories, sich auf die Suche nach dem Geheimnis der Black Tapes macht. Das sind Videokassetten, die paranormale Ereignisse zeigen sollen. Aufbewahrt von Dr. Richard Strand, dem Gründer des Strand Institute, das jedem 1 Million Dollar verspricht, der den Beweis für paranormale Ereignisse erbringt. Das Ganze ist nicht nur spannend, ein bisschen gruselig und vielschichtig. Es ist auch super produziert und toll begleitet (es gibt z.B. Twitteraccounts und Webseiten zu allen Details). The Black Tapes lässt bewusst offen, ob die Geschichte real ist. Ich kann einem Rezensenten auf iTunes nur zustimmen: „Wenn man hier reingehört hat, weiß man, wieso die Leute vor den Radiogeräten 1938 bei der Hörspielversion von Krieg der Welten tatsächlich dachten, dass uns Aliens angreifen.“
Kurzum, es ist toll, es macht süchtig. Um die beiden Staffeln wie ich in einer guten Woche durchzuhören, müsst ihr euch aber wahrscheinlich ein zahnendes Baby besorgen. Meines muss ich leider erstmal behalten, die 3. Staffel startet bald.
PS: Off-Topic fand ich es interessant, wie selbstverständlich amerikanische Podcasts gesponsert werden und wie wenig es mich stört, wenn ein Exorzismus für einen kurzen Sockenwerbespot (kein Witz!) unterbrochen wird. Also, liebe deutsche Firmen, gebt doch den Podcasts mal ein bisschen Geld.
Foto: flickr – Tanja Djordjevic – CC by 2.0
Danke für die Tipps!
Millenial kannte ich noch nicht und werde ich mir mal anhören.
Falls Du mal wieder auf der Suche nach „Stoff“ bist, dann kann ich Dir noch http://podcorn.de empfehlen. Da gibt es reichlich tolle Hörstücke :-)
Danke Dirk, habe ich sogar schon abonniert, da hattest du die Blacktapes ja auch empfohlen, wenn ich mich nicht täusche.
Ich habe mich bisher noch gar nicht mit Podcasts beschäftigt, aber werde deinen Tipps mal nachkommen – wenn mein Kind mich lässt (hier ist es nämlich eher andersrum ;)).
Danke, da werde ich mal reinhören, ist das Englisch schwierig?
Nein, ich denke, dass kann man gut hören. Viel Spaß und berichte einmal.