Die Wege des Herrn sind unergründlich und manchmal führen sie mich in die Neuverfilmung von Baywatch. Mein ursprünglicher Plan war, das schön totzuschweigen und mich vielleicht ein bisschen zu schämen. Und schwupps sitze ich hier und tippe. Der Film war, wie zu erwarten, ein bisschen platt mit viel Humor, der auch bei 5jährigen super einschlagen würde (also viel mit Körperfunktionen), wenn da nicht die ganzen Anspielungen wären, die dazu führten, dass er in den USA ein R+ Rating bekam. (Ich glaube, das ist dann ab 17 freigegeben). Aber hey, für sowas bin ich eigentlich auch mal gern zu haben. Wie ebenfalls zu erwarten war, sind alle in dem Film sehr gut gewachsen und ziemlich knapp bekleidet. Die Brüste sind hochgeschnallt (Moment, nein, sie stehen sogar von allein.) und Zac Efron trägt ein 24 statt eines Sixpacks mit so vielen Adern auf den Oberarmen, dass mir kurz irritiert der Mund offenstand, als er das erste Mal sein T-Shirt auszog. (Um dann zu erfahren, dass wohl auch hier ein paar Special Effects die Muckis nachbearbeitet haben. Und das mir, die doch dachte, dass sie sich auskennt mit Photoshop und so.)
Das eigentlich Interessante aber war, und deswegen schreibe ich das hier: der Film macht das Gleiche, was gerade ein paar lustige Filme machen. Er dreht den Spieß einfach um, was weibliche und männliche Charaktere betrifft. Keine der Frauen hat eine Nacktszene und im Allgemeinen sind sie bis hin zur Bösewichtin die Cleveren. Also, die Frauen wissen, wo’s lang geht und halten die Sache am Laufen. Ein bisschen wie im realen Leben, nur mit weniger an und einem Fünkchen mehr Anerkennung, zumindest finanziell, also so gagetechnisch. Aber ich schweife ab, die Frauen sind also bei Baywatch die Brains (und Bodies, so weit sind wir dann doch nicht), während die Männer ziemliche Idioten sind. Also komplette Idioten, so richtig strohdoof.
Da saß ich also im Kinosessel und dachte: „Aha, so stellt man sich das jetzt in modern mit den Frauen im Film vor.“ Und irgendwie hat es mich ziemlich irritiert. Dass die Männer jetzt also himmelsschreiend blöde sein müssen, damit die Frauen im Film ein bisschen glänzen können. Ist das nötig? Ich dachte an einen Text, den ich vor einer Weile gelesen habe. Es ging um eine Kunstausstellung, die nur Frauen hineinlässt und die Kuratorin sagte sowas wie „So lange wir noch nicht gleichberechtigt sind, braucht es das eben, dass wir alles rigoros umdrehen.“ Also braucht es erstmal auch richtig dümmliche Männerfiguren, wenn die Frauen die stärkeren Charaktere sind? Weil stark neben stark nicht funktioniert und deshalb immer eines der Geschlechter den kürzeren ziehen muss? Aber ist das dann nicht auch wieder dieser auch ziemlich dumme Gegensatz à la „Männer vom Mars und Frauen von der Venus“, nur eben umgekehrt. Ihr merkt, ich bin unschlüssig. Vielleicht traut sich ja noch jemand zuzugeben, dass sie oder er den Film gesehen hat und lässt mir eine Meinung da.