In der ZEIT gab es vor zwei Wochen ein großes Dossier über digitale Abhängigkeit. Ich hänge auch eine Menge am Smartphone. Wie wäre also mein Leben ohne Computer & Blog?
Ohne Computer komplett nicht vorstellbar. Mein ganzer Berufsalltag findet vor dem Rechner statt. Nicht auszudenken, wenn man Texte mit der Schreibmaschine erstellen oder Kalkulationen mit der Hand machen müsste. Hier ist der Computer vielleicht noch am Ehesten als zeitsparendes Hilfsmittel zu bezeichnen. Obwohl E-Mailflut & Power Point – Wahn eine andere Sprache sprechen.
Der Blog & die dazugehörigen Social Media-Profile sind im Grunde genommen „nur“ Hobby, „nur“ Zeitvertreib. Was Freiwilligkeit mit sich bringt. Und die Möglichkeit, jederzeit aufzuhören. Ungefähr so, wie man bei Serien eigentlich jederzeit aufhören kann, um sich dann trotzdem die Nacht um die Ohren zu schlagen.
Es macht Spaß. Und wenn etwas Spaß macht, bin ich gern bereit, noch ein bisschen mehr zu machen. Manchmal kann man es auch Selbstausbeutung nennen. Da fallen mir die beiden Kommentare zu meinem Statistikpost ein. Ich habe den Eindruck, dass ich in letzter Zeit häufiger lese, dass BlogautorInnen ihre Statistik nicht interessiert, dass man anderen empfiehlt, die Statistikfunktion nicht einzurichten, nicht auf Kommentare & Likes zu schielen. Es handelt sich eben nur um ein Hobby & man will oder muss ja damit nichts erreichen.
Das erinnert mich an eine Radiodiskussion, die ich vor einiger Zeit hörte, in der ein Kommunikationswissenschaftler sagte, wer einen Blog eröffnet, geht in der Tiefe seines Herzens von 7 Millionen Lesern aus, um dann herauszufinden, dass es kaum ein einsameres Schreiben gibt.
Für mich ist Bloggen ohne einen Blick auf die Reichweite nicht nachzuvollziehen. Ich würde mich fragen, wo der tiefere Sinn eines öffentlichen Schreibens liegt. Ist das Narzissmus, Suche nach Aufmerksamkeit? Vielleicht. Im Grunde genommen aber vielen anderen Zeitvertreiben ähnlich, bei denen man Ergebnisse auch gern teilt & sich über Rückmeldungen freut – sei es nun Cupcakebacken, Handarbeit oder ein Fitnessprogramm, das dokumentiert wird.
Es hat eine Weile gedauert, bis ich das so unumwunden für mich zugeben konnte. Dass es mir wichtig ist, gelesen zu werden. Vielleicht war es ein wenig die Vorstellung des oder der einsam Schreibenden.
Sicher auch in der Anfangszeit die latente Angst zu scheitern. Nichts ist peinlicher, als auf einer Bühne um Aufmerksamkeit zu bitten & niemand interessiert sich dafür. Nicht wenige erfolgreiche Blogs umgibt die Aura der zufälligen vom Tellerwäscher-zum-Klickmillionär Geschichte nach dem Motto: „Ich habe da eben mal angefangen, etwas ins Netz zu tippen & schwups kamen 5.000 Besucher am Tag.“. Was eine gewisse Hemmung mit sich bringt zuzugeben, dass man sich anstrengt oder auf Ziele hinarbeitet.
Inzwischen kann ich sehr gut sagen, bei der Zeit & Energie, die in den Blog wandert (& die immer zwangsläufig zu Ungunsten anderer Dinge geht, die ich auch gern tue): ich finde es wichtig, gelesen zu werden.
Das bringt Druck mit sich. Natürlich ist es traurig, wenn ein Text mir viel bedeutet, lang gedauert hat, mit vielen Überlegungen einher ging & dann niemanden interessiert oder keine Reaktion hervorruft. Das kann auch Einfluss auf meine Laune oder die Lust weiterzumachen, haben. Das ist aber bei anderen Dingen auch so. Selten tut man etwas, wo nur die eigene Meinung zählt, wo man sich selbst genug ist.
Womit ich mich weiterhin noch ein wenig schwer tue, ist das Verbreiten und Bewerben der Inhalte. Social Media Kanäle kosten Zeit & sollten eigentlich nicht nur mit Hinweisen auf die Blogbeiträge gefüllt werden. Aber, um hier wirklich aktiv zu sein, müsste ich noch mehr Zeit am Smartphone oder Laptop verbringen (siehe oben).
Wahrscheinlich ist dies aber auch eine Sache, in die man hineinwächst. Hat es doch noch ein wenig mehr mit öffentlicher Profilierung zu tun. Wie gesagt, vor einem halben Jahr, hätte ich auch noch nicht so deutlich über meine Freude an Reichweite geschrieben.
Foto: flickr – Giorgio Montersino – CC by 2.0
Dies ist ein Post im Rahmen der NaBloPoMo – Reihe. Die Idee ist, im Juli an jedem Tag zu bloggen. Wer mehr erfahren möchte, liest hier weiter. Noch mehr Blogs, die auch mitmachen, findet ihr rechts oben in der Sidebar. Alle meine Beiträge findet ihr hier.
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Ich denke, es liegt in der Natur des Menschen, dass er wahrgenommen werden will. Und beim Bloggen passiert dies nun einmal über die Anzahl Aufrufe unserer Seiten und den Reaktionen, die wir in der Form von Kommentaren erhalten. Ich kann Menschen, die sagen, dies interessiere sie nicht, genauso wenig wie du verstehen. Wenn ich nicht gelesen werden will, dann schreibe ich Tagebuch und nicht einen öffentlichen (!) Blog. Auch, dass man seine Leserzaheln steigern will, ist nur natürlich. Denn darüber definiert sich ein Stück weit auch der Erfolg eines Blogs. Wie du siehst, kann ich deine Meinung sehr gut verstehen und vertrete eine sehr ähnliche . Wir wollen doch alle Aufmerksamkeit und wir sollten auch dazu stehen. Punkt.
Genau! :-). Schön, dass es dir auch so geht.
Ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich nickend vorm Laptop oder Handy sitze während ich deine Beiträge lese. Aber immer nur schreiben: “ Toll, sehe ich auch so.“, ist langweilig. ;)
Ich lasse meine Statistik an, einfach, weil ich immer erstaunt bin, wenn ich sie mir mal genauer ansehe. So nach dem Motto: „Wie? Der Post lief gut? Aber da waren doch keine Kommentare?“ und „Warum hat sich dafür eigentlich keiner interessiert? Da steckte doch so viel Arbeit hinter…“
Leser reagieren halt selten so, wie man es erwartet. Und da ist eine Statistik toll um mal zu sehen, wie die so denken und wo es sich von meinen Erwartungen unterscheidet. Außerdem bin ich viel zu neugierig veranlagt, um die Statistik auszumachen :D
Das stimmt, Neugier ist bei mir auch ein riesen Thema :-). Und du darfst gern immer schreiben – sehe ich auch so :-)
Hmm… mir ist es auch wichtig, gelesen zu werden. Wichtiger aber ist es mir, dass ich nicht Schreibe, was andere lesen möchten. Dass ich also ganz bei mir sein kann.
Die Statistik auszuschalten, das ist nun rund zwei Jahre her, war dahingehend befreiend. Man schielt halt eben doch immer wieder darauf und sieht, was läuft. Und dann macht man immer häufiger das, was läuft, als man müsste und möchtet.
Dadurch wird man zu schnell (und zu gerne zu gerne) zu einer Art zu befüllendes Gefäß. Man definiert sich durch andere und hegt sich dadurch ein. Ich würde auch noch einen Schritt weiter gehen. Diese Anpassung erzeugt auch einen beschränkten Leserkreis. Das merkt man aber erst, wenn das Ende des eigenen bescheidenen Wachstums erreicht ist.
MfG
mh
Ach, das sagt sich immer so leicht. Schau auf die Statistiken & mach mehr von dem, was funktioniert. Steht ja auch in jedem Blogratgeber. Ich habe in dem Jahr gemerkt, selbst, wenn ich wollte, geht es nicht. Die Texte, die gut gelesen werden, sind zu spontan & singulär & meine Posts zu breit gefächert, als dass ich in der Lage wäre, zu duplizieren. Bei mir ist aber auch weniger (kontroverse) Meinung als bei dir würde ich sagen. Aber Hauptgrund meiner Antwort: Schön, dass du noch mitliest :-).
ja, doch doch. ich schaffe es momentan nur leider nicht mal, meine gelesenen bücher zu besprechen. Ich glaube, es sind jetzt acht unbesprochene. :o(