Das war alles leichter mit 23
Vor einiger Zeit las ich einen Text von einer Autorin, die eigentlich nur ein neues Parfum kaufen wollte. Man empfahl ihr im Laden ungefragt auch ein Anti-Aging-Produkt. Die Autorin war 23. Sie fand es völlig zu recht absurd, dass sie – quasi gerade erst der Clearasilwerbung entwachsen – als nächstes geradewegs die Falten-Vermeidungs-Ware kaufen sollte. „So’n Quatsch“, schrieb sie, „braucht kein Mensch“. Älter werden ist schließlich kein Problem, sondern völlig normal. Und aufgeklärte, selbstbewusste Frauen lassen sich schon gar nicht unsicher machen und für dumm verkaufen. Damit war die Sache für die Autorin erledigt. Solche Texte sind gut und richtig und wichtig. Ich habe selbst ein paar davon geschrieben. Aber es war leichter, sie mit 23 zu schreiben. Ich weiß nicht mehr genau, wann es begann. Aber irgendwann waren die Kissenfalten auch Stunden nach dem Aufstehen noch da. An manchen Tagen blicken sie mir noch auf dem Weg zur Mittagspause vom Fahrstuhlspiegel aus entgegen. Auf meiner Stirn hat sich eine Runzelfalte festgesetzt, die wohl bezeugt, dass ich viel öfter angestrengt nachdenke, als zu lachen. An …