Gestern ging es um Blogs, der Schreibimpuls heute lautet: Wann musste ich in der Vergangenheit eine große Entscheidung treffen? Und wie hätte sich mein Leben verändert, wenn sie anders ausgefallen wäre? Ein anderes Leben also. Die Frage nach der großen Entscheidung fragt also wirklich nach einer richtig großen Entscheidung. Da zählt nicht das eine Mal, als ich versuchte, ein dreiviertel Jahr Vegetarierin zu sein.
Was sagt das jetzt über mich aus, dass mir nichts wirklich einfällt? Wahrscheinlich, dass ich selten mit meinen Entscheidungen hadere. Ich bin null impulsiv und durchdenke sie sehr genau. Nächte- & tagelang, mit Pro- & Contralisten & Magenschmerzen. Aber wenn ich sie getroffen habe, dann denke ich nur sehr selten „Was wäre gewesen, wenn?“.
Im Rückblick ist eigentlich immer alles gut, wie es ist. So versuche ich auch Niederlagen oder Schicksalsschläge auf lange Sicht zu sehen. Im Moment des Auftretens ergebe ich mich ihnen allerdings gern in ihrer ganzen mein Leben zerstörenden Kraft. Dann ist alles erstmal ein Weltuntergang.
Natürlich gibt es Entscheidungen, die meinem Leben eine Richtung gegeben haben. Klassische Dinge wie Studienwahl zum Beispiel. Die Entscheidung für den ersten Job, die Stadt, in der man lebt.
Ich wollte aus meinem Frankreich-Auslandssemster ursprünglich nicht zurück, könnte jetzt also mit Baguette & Weichkäse in der Hand in der Bretagne sitzen. Um mich herum tollen meine 2,01 Kinder. Aber es muss Wochenende sein, denn ich arbeite ja Vollzeit. Dann würde ich auch noch fantastischer aussehen, weil die französische Frau ja Frau bleibt, wenn sie Mutter ist.
Eine Entscheidung, auf die ich stolz bin, ist die, meine Doktorarbeit neben dem Job zu Ende zu bringen. Vielleicht hätte ich sonst noch mit 50 gedacht, es gab mal eine Zeit, da wolltest du… Bei dieser Entscheidung war tatsächlich ausschlaggebend, dass ich nicht eine dieser Menschen sein wollte, die eine halbfertige Dissertation irgendwo herumliegen haben.
Diese Antivorstellung hat mich motiviert, da es beruflich komplett egal gewesen wäre, ob ich sie beende oder nicht. Und die Tatsache, dass ich Dinge gern tue, wenn ich das Gefühl habe, dass ich sie auch meistern kann.
In bester Hollywoodfilmmanier fällt mir dann noch ein, dass ich meinen Mann nicht kennengelernt hätte, wenn ich an dem Abend etwas anderes gemacht hätte. Dann gäbe es unsere Tochter nicht. Obwohl ich hier, wenn ich über das alternative Szenario nachdenke, mir intuitiv keines ausmalen würde, in dem wir uns gar nicht kennen lernen. Ziemlich langweilig würden wir uns dann nur an einem anderen Tag, mithilfe eines anderen Zufalles, begegnen.
Damit ist die Erkenntnis des Posts eigentlich schon getroffen. Ich bin wohl viel mehr Optimistin, als ich es selbst von mir gedacht hätte.
Dies ist ein Post im Rahmen der NaBloPoMo – Reihe. Die Idee ist, im Juli an jedem Tag zu bloggen. Wer mehr erfahren möchte, liest hier weiter. Noch mehr Blogs, die auch mitmachen, findet ihr rechts in der Sidebar.
Foto: flickr – Umberto Nicoletti – CC by 2.0
Kopfkino trifft es perfekt. Wobei es bei mir dann eher zum FantasyFilmFestival gerät oder im Kopfkino der große Katastrophenfilm gespielt wird. Ich tue mich nämlich ganz schwer mit Veränderungen; vor allem mit jenen, die dir als Verbesserung schmackhaft gemacht und als positiv angedient werden… am Ende läuft es dann manchmal leider auf eine Verschlimmbesserung hinaus.
Ach, bei Fantasy Filmfest werde ich ganz nostalgisch. Eine (fast) verlorene Horrorfilmleidenschaft bei mir. Obwohl es jetzt nicht so ganz zu deinem Kommentar passt :-).
Das ist wohl wahr & man weiß eben auch nie was geworden wäre, also ist es immer nur eigenes Kopfkino.
„Im Rückblick ist eigentlich immer alles gut, wie es ist.“
Stimmt. :)
Zumal „Hätte ich doch mal…“ rückblickend ja auch mal so rein GAR nichts bringt, außer Traurigkeit.
Ich mag erstens dein Vertrauen darauf, dass du deinen Mann auf jeden Fall irgendwie irgendwo getroffen hättest und zweitens die, dass du dich selbst als Optimistin einordnest. Das hat etwas sehr Lebensbejahendes, das mir richtig gut gefällt. :D
Dankeschön :-)