In der Schule war ich gut in Deutsch und allen Fremdsprachen, die meinen Weg kreuzten. Sie fielen mir immer so leicht, dass es mir fast unheimlich war. Geschichte konnte ich auch super, alles, wo man viel reden musste. Ich hasste Mathematik, ich zählte die Tage, bis ich im Abitur Physik und Chemie von meinem Stundenplan verbannen konnte. Keine Ahnung, wann die Naturwissenschaften und ich beschlossen hatten, nicht zueinander zu passen.
Ich erinnere mich aber auch an sehr engagierte Physik- und Chemielehrerinnen, die mich unbedingt „mitnehmen“ wollte. Meine Eltern haben auch nie in Schubladen gedacht. Mein Vater hat immer wieder mit zenartiger Ausdauer versucht, mich eine ganze Kindheit lang für Logik- und Mathematikspiele zu begeistern.
Ich selbst habe trotzdem spätestens mit Einsetzen der Pubertät für mich das Narrativ entdeckt: „Ich bin halt ein Mädchen, ich kann das nicht.“ Und mich damit ziemlich wohl gefühlt. Das andere lief eben besser und so hatte ich gleich den passenden Grund, mich nicht weiter in die andere Richtung quälen zu müssen.
Mittlerweile habe ich ziemlich viel mit Zahlen zu tun. Excel ist mein täglicher Begleiter. Auch hier habe ich mich lange dagegen gewehrt, das anzuerkennen. Jahrelang habe ich im Job (leise zu mir selbst aber auch laut) gesagt: „Ja, ich mache halt das Controlling, aber so richtig fit bin ich da nicht.“ Das stimmt manchmal und manchmal auch nicht. Ich kann das gut. Ich mag anderes noch besser können. Aber Zahlen und Berechnungen sind doch nicht so weit weg von mir. Obwohl ich auch heute noch dazu neige, wenn nicht gleich etwas klappen will, mit Sätzen um die Ecke zu kommen wie: „Mir fehlt das Interesse oder das logische Verständnis.“
Dass mir wegen meinem frühen Desinteresse mathematische Grundlagen gefehlt haben, hat mich lange Zeit geärgert. Wenn ich bereue, etwas nicht gelernt zu haben, dann wäre es wahrscheinlich dasManchmal überlege ich, ob ich nicht irgendwann einfach nochmal Matheabitur mache. Um es mir selbst zu beweisen oder zu erfahren, dass ich es eben doch nicht kann.
Wenn ich nochmal in der Schule wäre, würde ich mich gern mehr für Mathematik & den ganzen Rest interessieren. Vorurteilsfrei zuhören können & ausprobieren, wo tatsächlich meine Grenzen sind.. Das wünsche ich mir auch für meine Tochter. Und habe mir deshalb vorgenommen, sie nicht gleich aus Bequemlichkeit mit den Matheaufgaben zu Papa oder Opa zu schicken.
Foto: flickr – Krzysztof Pacholak – CC by 2.0
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Bei mir war es genau umgedreht. Sprachen mochte ich nie, dafür war ich immer gut in Naturwissenschaften. Ich habe es aber nie so erlebt, dass das „untypisch Mädchen“ wäre.
In der Schule vielleicht nicht, aber im Studium ist man in vielen naturwissenschaftlichen Fächern oder Informatik schon sehr allein.