Zwei Tage Pause liegen hinter mir, jetzt mag ich wieder schreiben. Zumal ich einen Schreibimpuls vom Wochenende zu spannend fand. Wenn ich an Fansein denke (der Schreibimpuls vom Samstag), denke ich automatisch an Boygroups. Vielleicht weil ich selbst bei Take That schwach geworden bin. Mit Betonung darauf, dass ich damals nicht die Robbie-Selbstmordhotline gebraucht habe.
Und schon geht es los mit der Selbstverteidigung. Irgendwie ist sie peinlich, diese Starverehrung, dieses Gekreische. Heute gibt es sie immer noch – bei Boygroups (One Direction oder die One-Man-Show Justin Bieber), bei youtube-Stars oder Alex from Target, falls sich noch jemand erinnert.
Das ist immer ein bisschen zum Schmunzeln & irgendwie süß. Ach Gottchen, diese kleinen weinenden Mädchen, hormongetränkt mitten in ihrer Evolution zur Frau. (Das ist die, die dann beim Anblick des Zalando-Paketes ausflippt.)
Es ist ziemlich einfach, Boybands nicht zu mögen. Riesenstars mit Geld wie Heu aber nicht einmal richtige Musiker. Sie schreiben keine eigenen Songs, sind nur populär wegen einem hübschen Gesicht & der Übermacht der XX-Chromosomen. Du bist definitiv tausendmal talentierter als sie. In allem, was du tust.
Noch einfacher ist es, von oben herab auf ihre Fans zu blicken. Hysterie kann man nicht ernst nehmen & auch keine Kinderzimmer, wo man die Wand vor lauter Postern nicht sieht. Oder Fanbettwäsche. Jeder Schritt des Stars wird beobachtet & sofort ist die Brigade zur Verteidigung angetreten, wenn auf Twitter oder Facebook böse Gerüchte über die Idole gestreut werden.
Es sind eben Teenagermädchen. Also irgendwie per Definition irrational, 24/7 Opfer der Hormone.
Über Misogynie in der Popmusik wurden schon viele Diskussionen geführt. (Und mindestens genauso viele über das selbstermächtigende Potential von selbstgewählten leichtbekleideten Videoauftritten.) Ob es nun die simpel bekleideten Damen in den Liederfilmchen sind oder manche Texte, Sexismus ist auch in der Popmusik präsent. Das wohlmeinende Belächeln der Teenagerfans passt sich hier ein.
Dabei lieben Teenagermädchen Boygroups schon eine ganze Weile (Ja,ja, die Beatles.) und wer kann es ihnen verdenken? Ein paar gut angezogene junge Männer, die unkomplizierte, belanglose Liedchen trällern & auch noch tanzen können. Die moderne Medienwelt hat sich gut zurecht gelegt, wofür sich Mädchen interessieren sollen. Teil des Paketes ist auch, dass sie Popstars anhimmeln. Shoppen statt Sport. Klamotten & Schminke statt Videospielen.
Gestartet bei Lilifee & Pferden über Barbie landen sie irgendwann bei den Boybands. Abgeschmeckt mit einer ordentlichen Dosis Heteronormativität, wird hier schonmal geübt, den potentiellen Partner zu idealisieren & zu seinen Gunsten Entbehrungen auf sich zu nehmen. Ein bunter Blumenstrauß an kulturellen Erwartungen, die sich auch in späteren Jahren gut machen.
Passend zum Narrativ wird die Boyband-Hysterie unter ganz anderen Prämissen bewertet, als die Obsession von Jungen für Xbox, Fußball oder World of Warcraft. Oder die von erwachsenen Männern für ihren Fußballverein.
Jungs sind eben Jungs – Boys will be boys. Nur bei Mädchen muss man immer ein bisschen genauer hingucken.
Foto: flickr – Hendrik Dacquin – CC by 2.0
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Mh, ja, doch.
Und irgendwie – ich hab diese kreischende Fan-Sache nur bei Mädchen bisher beobachtet.
Ich frag mich schon – was ist mit den Jungs?
Meinst echt das ist alles ganz früh gesteuert und „gewollt“?
Das Mädchen lernen zu idealisieren und zu vergöttern?
Mhhh… Gut möglich.
Lieben Dank für deinen Kommentar!
Ich denke, dass es einen „biologischen“ Kern gibt (oder wie immer man das nennen will) & dass mit der Erziehung, gesellschaftlicher Erwünschtheit usw. bestimmte Verhaltensweisen bei Mädchen unterstützt & gefördert werden…und bei Jungen auch, aber andere. Die haben vielleicht Poster von Victoria Secret Models an der Wand, werden aber weniger ermutigt, sich in eine Schwärmerei zu ergeben.
Dass eine geschlechtsspezifische Trennung sich gerade konsumtechnisch gut macht (also „gewollt“ ist), weil Männer & Frauen oder Mädchen & Jungs angeblich nicht das Gleiche benutzen können – also doppelt kaufen müssen – wird ja schon eine Weile diskutiert. Fängt bei Spielzeug an, geht über Rasierer (die in pink gleich mal 10% mehr kosten) bis zu irrem Zeug wie Grillsoßen für Mann & Frau. Wird natürlich alles aufgeladen & verkauft mit „speziell für…“, weil jedes Geschlecht angeblich etwas Unterschiedliches braucht.
Mindestens genauso spannend fand ich aber die Frage, warum unterschiedliche Interessen anders bewertet werden. Bei Mädchen, so mein Eindruck, nämlich immer ein bisschen paternalistisch von oben herab.
mhm, bei zB Werkzeugen finde ich das ganze aber nicht mal blöd, wenn es auch welche für kleinere Frauenhände gibt, können ja auch von Männern gekauft werden, da gibt es sicher auch welche ohne Bärentatzen